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SOMMERPAUSEN-TALK VOL. 10 MIT CHRISTINE RAPP

Der Sommerpausentalk mit Christine Rapp wurde von Markus Stich – ehemaliger 1. Abteilungsleiter und Ehrenmitglied des TuS Steißlingen Abt. Handball – durchgeführt.

NameChristine Rapp
SpitznameGussi
WohnortSteißlingen
Jahre beim TuSSeit 1994
Ehem. Rückennummer10

Hallo Christine, schön, dass Du zwischen Windeln wechseln und Stillen noch Zeit für unser Interview gefunden hast. Das Baby ist ausgerechnet in der Pandemie zur Welt gekommen. Welche Auswirkungen hatte das für Dich und für die ganze Familie?

Aufgrund meiner damaligen Thrombose, die ich nach meiner gerissenen Achillessehne im Jahre 2014 erlitten habe, musste ich sehr vorsichtig sein. Ich habe mich die komplette Schwangerschaft sehr zurückgezogen und jegliche Kontakte vermieden. Leider hatte unser Sohn Julian in dieser Zeit ebenfalls keine Kontakte zu anderen Kindern.

Christine und Sascha mit den Kindern Julian und Lena

Das größte Risiko, sich anzustecken, ging von meinem Partner Sascha aus, da bei seiner Arbeit Homeoffice nicht möglich ist. Wir alle haben aber die paar Monate gerne auf das soziale Leben verzichtet und freuen uns sehr, dass unsere Tochter Lena Ende März gesund auf die Welt kam.

Wir beide kennen uns schon aus der Zeit, als Du selbst noch Kindergartenkind warst. Jetzt bist Du zweifache Mutter und lebst nach wie vor in Steißlingen. Erzähl doch ein bisschen von Deinem derzeitigen Leben und von Deiner Familie.

Momentan befinde ich mich in Elternzeit. Davor habe ich bei der Stadtverwaltung Singen gearbeitet. Dort habe ich auch meine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte abgeschlossen und war bis zur Geburt von Julian beim Gebäudemanagement tätig. Julian kommt im November mit 3 Jahren in den Kindergarten. Bis dahin genieße ich noch die Zeit mit beiden Kindern daheim. Man sieht uns viel draußen. Wir sind täglich einige Kilometer mit dem Laufrad und dem Kinderwagen unterwegs.

Wie bist du auf Deinen Spitzname gekommen? Gussi ist ja weder eine Kose-Form von Christine noch hat etwas mit deinem Nachnamen zu tun?

Meinen Spitznamen habe ich schon als kleines Mädchen von meiner Freundin Miriam Scherr bekommen. Ich weiß allerdings gar nicht wie sie auf diese Abkürzung kam 😊
Früher wurde ich öfters gefragt wie mein richtiger Name ist, weil mich viele nur mit meinem Spitznamen kannten. Es kam auch schon vor, dass Bekannte meinen richtigen Namen vergessen hatten.

“Gussi” in Siegerpose

Seit langem hat sich mein Spitzname nicht nur im sportlichen und privaten, sondern auch im familiären Umfeld durchgesetzt. Ich glaube die Einzige, die mich noch Christine nennt, ist meine Mutter. Ab und zu werde ich aber selbst von ihr Gussi genannt 😉

Kommen wir zurück zu Deiner Kindheit. Deine sportliche Karriere hast Du als Fußballspielerin beim FC Steißlingenbegonnen. Da war ich sogar mal Dein Trainer. Ich habe Dich als besonders verbissene Verteidigerin in Erinnerung. Wie kamst Du zum Fußball?

Ich habe zwei ältere Brüder, die beide Fußball gespielt haben. Wenn sie im Garten gekickt haben, war ich immer mit dabei. Es hat mir so viel Freude gemacht, dass ich kurz darauf bei der Mini-F-Jugend begonnen habe.

F- Jugend FC Steißlingen 1991
Hintere Reihe (v.l.n.r.): Trainer Nicola Risoli und Wolfgang Seliger
Mittlere Reihe (v.l.n.r.): David Wehinger, Frederik Dörr, Fabio Risoli, Jonathan Stich, Christine Rapp, Martin Maier, Uwe Hillebrand
Vordere Reihe (v.l.n.r.): Marco Seliger, Patrick Maier, Stefan Lutz, Mathias Gonser, Maximilian Dörr

Du warst damals durchaus talentiert und die Jungs, gegen die Du gespielt hattest, waren meistens schlechter als Du. Warum bist Du zum Handball gewechselt?

Das war eher Zufall. Ich wollte eigentlich meiner damaligen Freundin Britta Bauer bei ihrem Handballtraining zuschauen. Der Trainer Konrad Maier fragte mich, ob ich nicht auch mitmachen wolle, was ich natürlich gemacht habe. Das Training hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich ab diesem Zeitpunkt neben dem Fußball auch noch Handball spielte. Mit dem Handball begann ich in der E-Jugend. Beim Fußball – übrigens all die Jahre als das einzige Mädchen – habe ich nach dem zweiten D-Jugend Jahr aufgehört.

E-Jugend Mannschaft des FC Steisslingen – 1994

Ich hätte ab der C-Jugend in eine reine Mädchenmannschaft wechseln müssen. Zum damaligen Zeitpunkt war das nur in Engen möglich. Das kam für mich aufgrund der Entfernung aber nicht in Frage.

E-Jugend weiblich – 1994

Einige Jungs aus Deinem ehemaligen Fußball-Team hast Du ja dann beim Handball wiedergetroffen. Wie verlief Deine Handballkarriere? Was waren die Höhepunkte?

Von der E-Jugend bis zur A-Jugend waren wir fast jedes Jahr die gleichen Mädels in der Mannschaft. Das führte zu vielen Meisterschaften. Wir wurden unter anderem B-Jugend und A-Jugend Oberligameister Südbaden. Leider haben wir trotz zahlreicher Teilnahmen an den südbadischen Meisterschaften dort nie den Titel holen können.

Zeitungsartikel – Suedbadische Meisterschaft – Mai 1997

Über die Bodensee-Auswahl kam ich in den Kader der südbadischen Auswahl. Damit waren unzählige Lehrgänge an der Sportschule Steinbach angesagt. Etwas Besonderes war sicherlich der Sommerlehrgang im Jahre 2000 in Südfrankreich.

1997 Singener Bahnhof – Abfahrt nach Steinbach 
Von links: Carina Scherr, Nadine Benzinger, Miriam Scherr, Anne-Molina Kornmayer, Christine Rapp, Anita Rothmund (SV Allensbach), Sandra Kuppel
 

Aber auch unvergessliche Mannschaftsausflüge, Trainingslager und lustige Busfahrten zusammen mit den Herren bleiben in guter Erinnerung. Mit 16 Jahren bekam ich das Doppelspielrechtfür den aktiven Bereich und habe dann mein erstes Spiel bei den Damen 1 in der Oberliga Südbaden bestritten. In der aktiven Zeit feierten wir den Aufstieg in die Südbadenliga und später mit der 2. Mannschaft den Aufstieg in die Landesliga.

Damen I – Saison 2001/2002

Ein besonderer Höhepunkt ist für mich, dass durch den Handballsport viele Freundschaften entstanden sind, die bis heute anhalten.

Damen I im Team-Outfit im Erdbeermund in Singen

Du hattest leider auch mit schweren Verletzungen zu kämpfen.

Ja, leider. Im Jahre 2007 erlitt ich bei einem groben Foulspiel während eines Tempogegenstoßes eine Schultereckgelenksprengung. 2014 riss ich mir die Achillessehne. Nach dieser OP bekam ich dann meine Thrombose.

Immer mit vollem EInsatz fuer den TuS

Nach wie vor sieht man Dich als begeisterte Zuschauerin in der Halle. Was hältst Du von der Entwicklung des Steißlinger Handballs und insbesondere von den Damen?

Die Jugendarbeit finde ich sehr wichtig. Da geht der TuS einen guten Weg. Die Jugendförderung beginnt ja schon im frühkindlichen Alter in Form des Handballkindergartens. Ich freue mich, wenn viele eigene Jugendspieler später auch in den aktiven Mannschaften spielen und dem Verein treu bleiben.

B- Jugend 2000/2001 Spiel um die Südbdische Meisterschaft gegen SG Meißenheim-Ottenheim

Durch unsere BWOL-Mannschaften ist unser kleines Dorf in ganz Baden-Württemberg bekannt geworden. Der Damenhandball in Steißlingen ist sehr gut aufgestellt. Die 1. Mannschaft ist nun in der 3. Liga unser Aushängeschild. Aber auch unsere sehr junge 2. Mannschaft ist gespickt mit genügend talentierten Mädels, die sich in der Landesliga sicher gut schlagen werden. Toll ist es aber auch, dass unser Verein eine 3. Mannschaft stellt. Das ist eine super Sache für alle Spielerinnen, die aus familiären Gründen etwas kürzertreten wollen.

A-Jugend in der Oberliga Südbaden Saison 2001/2002
Hintere Reihe (v.l.n.r.): Trainer Matthias Dragunsky, Marielouise Kornmayer, Anne-Molina Kornmayer, Britta Bauer, Sandra Kuppel, Barbara Ray, Anja Niewöhner
Vordere Reihe (v.l.n.r.): Melanie Kögel, Maralen Beck, Christine Rapp, Miriam Scherr, Melanie Kuppel, Lisa Glatz, Elisa Mai
Liegend (v.l.n.r.): Nadine Benzinger, Martina Zimmermann 

Die Damen 1 spielen dieses Jahr erstmals in der 3. Liga. Welche Chancen rechnest Du dem Team aus? Hättest Du selbst gerne mal auf diesem Niveau gespielt?

Da der Aufstieg nicht sportlich erfolgte, ist es sehr schwer einzuschätzen. Das junge Team hat eine Menge Potential, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Eine Erfahrung wäre es sicherlich gewesen. Ich bin mit dem Erreichten aber zufrieden.

Spielerportraits

Hast Du vor, Dich auch mal ehrenamtlich und/oder auch als Trainerin beim TuS zu engagieren?

Ja, eine Jugendmannschaft zu trainieren kann ich mir durchaus vorstellen. Allerdings erst, wenn unsere Kinder etwas größer sind.

Herzlichen Dank, liebe Christine, für das Interview. Wir alle wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute. Natürlich hoffen wir insgeheim, dass Deine Kinder ebenfalls mal Handball spielen. Wenn es sein muss, sogar über den Umweg Fußball.

Südkurier vom Mai 1997